Beschlussvorschlag: Beschlussvorschlag für den Rat:
Dem vorgestellten Konzept wird zugestimmt. Der Genehmigungsentwurf ist mit dem StUA und der BezReg. abzustimmen und die weiteren Planungen sind zu veranlassen. Der 1. Bauabschnitt ist für Sommer/ Herbst dieses Jahres vorzusehen. Die jeweiligen Planungsschritte werden dem Werksausschuss zeitnah vorgestellt.
Sachverhalt:
Die Bezirksregierung Münster verlangt mit Schreiben
vom 26 April 2005 auf der Grundlage der Ergebnisse von Gewässeruntersuchungen
entlang der Berkel im Einleitungsbereich der Kläranlage der Stadt Billerbeck
weitere Verschärfungen der Überwachungswerte. Die Werte ergeben sich aus der
Mischrechnung nach AGA ( Allgemeine Güteanforderungen für Gewässer) in
Verbindung mit der für die Berkel geltenden Fischgewässerverordnung.
Die Leistungsfähigkeit der Kläranlage wurde
hinsichtlich dieser neuen Anforderungen überprüft mit folgendem Ergebnis:
|
95 % Wert von 186 Proben mg/l |
ÜW Wert neu mg/l |
Sicherheits abstand / Auslastung |
|
ATH BSB5 mg/l Abl. |
7,00 |
10 |
0,70 |
|
CSB mg/l Abl. |
36,5 |
56 |
0,65 |
|
P-ges mg/l Abl. |
0,988 |
1 |
0,99 |
ausgelastet |
NH4-N mg/l Abl. |
3,7 |
3,1 |
1,19 |
nicht erreichbar |
NH4-N mg/l Abl.
über 12°C |
3 |
3,1 |
0,97 |
ausgelastet |
NO3-N mg/l Abl. |
9,15 |
- |
|
|
NO2 -N mg/l Abl. |
0,35 |
- |
|
|
anorgN mg/l Abl. |
11,35 |
17 |
0,67 |
|
anorgN mg/l Abl.
über 12°C |
10 |
17 |
0,59 |
|
Wie aus diesen Zahlen erkennbar, besteht bei den Werten N und P,
gemessen an den neuen Überwachungswerten, bereits eine vollständige Auslastung.
Es kann demnach zu einer Überschreitung der Überwachungswerte kommen.
Aufgrund der Zusammensetzung und Qualität des Abwassers und des
eingesetzten Plug- Flow- Kaskadenverfahrens kann die Funktion und
Leistungsfähigkeit der Anlage mit den Möglichkeiten der DWA A131 nicht
nachgerechnet werden.
Wird die Anlage mit dem gemessenen C/N Verhältnis nach DWA A 131
berechnet, reicht die nach diesem Verfahren zulässige maximale
Denitrifikationskapazität nicht aus, um die Überwachungswerte einzuhalten bzw.
die Leistungsfähigkeit der Anlage kann damit nicht nachgewiesen werden.
Das z. Z. eingesetzte Plug-Flow-Kaskadenverfahren kann jedoch mit einer
dynamischen Simulation nachgewiesen werden, die auch Gegenstand der
Kostenschätzung ist.
Seitens der Werkleitung wird empfohlen, die Anlage maschinen-, bau- und
verfahrenstechnisch neu zu dimensionieren.
Die verfahrenstechnische Neudimensionierung und Optimierung sollte vor
der Ausführungsplanung der Maschinen- Mess-, E-, MSR-, und Bautechnik erfolgen,
um korrekte Grundlagen für einen leistungsgerechten Umbau zu erhalten.
Im Weiteren ergibt sich für verschiedene Anlagenteile als auch für die
gesamte Situation des Betriebsgebäudes Handlungsbedarf:
Von den Optimierungs- und
Erweiterungsmaßnahmen werden folgende Anlagenbereiche erfasst:
1. Filterstufenrechen
Der
zur Zeit installierte Filterstufenrechen mit einem Stababstand von 6,0 mm und
der im Notüberlauf installierte Querstromrechen gewährleisten nur eine
unzureichende mechanische Abwasserreinigung, so dass es im weiteren Kläranlagenbereich
zu Betriebsstörungen in Form von Ablagerungen und Verzopfungen kommt. Es ist
erforderlich, einen Rechen mit geringerem Stababstand (3,0 mm) zu installieren.
Aufgrund des hydraulischen Widerstandes einer solchen Anlage und aus Wartungs-
und Betriebssicherheitsaspekten ist es erforderlich, den Abwasserstrom auf zwei
Rechen aufzuteilen. Hierzu muss neben dem Notumlaufgerinne ein weiteres
Hauptgerinne geschaffen werden. Das Notumlaufgerinne soll entsprechend seinem
ursprünglichen Zweck nicht wie bisher ständig mit einem Abwasserstrom belegt
werden.
2. Rechengutwäsche
Durch
den hohen Abscheidegrad eines Feinstrechen werden auch organische Bestandteile
aus dem Abwasserstrom entnommen, die diesem wieder zurückgeführt werden müssen.
Daher ist es erforderlich, eine Rechengutwaschpresse zur weiteren
Rechengutbehandlung zu installieren. Hierin werden die organischen Bestandeile
ausgewaschen und das Rechengut wird stark entwässert und kompaktiert.
3. Sandklassierer
Der
zur Zeit installierte Sandklassierer entspricht nicht mehr dem Stand der
Technik und ist durch seine Platzierung im Einlaufgebäude praktisch nicht zu
warten und behindert den Ausbau der Gerinne. Er soll durch ein neues Aggregat
in Form eines Sandwaschklassierers ersetzt werden. Hierin werden die
organischen Bestandsteile aus dem abgeschiedenen Sand entfernt.
4.
Belebungsbecken
4.1 Kaskaden
Das
bestehende Belebungsbecken ist um eine gesicherte Stickstoffelimination zu
gewähren in seinem Aufbau zu verändern. Die bestehenden Kaskaden werden den
aktuellen C/N Verhältnis und auf die zukünftigen Überwachungswerte angepasst.
Hierzu werden die Kaskadenvolumina durch versetzen der Trennwände verändert und
die Rezirkulationsmenge wird erhöht. Hierfür werden die Rührwerke und
Rezirkulationspumpen in den unbelüfteten Kaskaden angepasst. Die Trennwände
werden erneuern.
4.2 Sauerstoffeintrag
Aufgrund
der Belastung der Kläranlage Billerbeck ist es erforderlich, den
Sauerstoffeintrag in Menge und in der Regelqualität zu verbessern. Die
Regelorgane werden angepasst.
4.3 Belüfter
Die
vorhandenen Belüfter sind nicht in der Lage den erforderlichen Sauerstoffbedarf
der 2h- Spitzen einzutragen. Sie werden daher ausgetauscht.
5. Nachklärbecken
Das
zur Zeit außer Betrieb befindliche Nachklärbecken sollte zur Abdeckung von
Spitzenlasten oder im Störfall wieder in Betrieb genommen werden können. Das
Becken ist in der Lage, 30% der Hydraulik zu übernehmen. Zum automatischen
Betrieb der Anlage werden regeltechnische Vorrichtungen und Pumpen installiert.
6. Messeinrichtungen
Zum
gesicherten und automatischen Betrieb der biologischen Stufe werden eine
Ammonium-, sowie eine Schlammspiegelmessung installiert und in die
Steuerungstechnik integriert.
7. Stapelbehälter
Zur
Zwischenspeicherung der bei der Schlammentwässerung anfallenden Trübwässer ist
es erforderlich einen Speicherbehälter zu errichten um die Kläranlage vor einer
zu großen Ammonumrückbelastung zu schützen. Vorgesehen ist ein Lagerbehälter
mit einem Volumen von 1.500 m³, wodurch das komplette Trübwasser einer
Entwässerungskampagne zwischengespeichert werden kann.
8. Betriebsgebäude
Die
sanitären Anlagen des Betriebsgebäudes entsprechen nicht mehr der Arbeitsstättenverordnung,
der Arbeitsstättenrichtlinie und den Anforderungen des
GUV(Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes) für Abwassertechnische Anlagen. Hiernach
müssen in Betriebsgebäuden Einrichtungen vorhanden sein, in denen die Schmutz-
und Arbeitskleidung getrennt von der Straßenkleidung aufbewahrt werden kann und
es ist konsequent ein so genannter Schwarz / Weiß – Bereich mit der Trennung
durch Waschräume sicher zu stellen. Zusätzlich müssen außerhalb von
Aufenthaltsräumen Einrichtungen zum Trocknen durchnässter Schutz- und
Arbeitskleidung bis zur Wiederbenutzung vorhanden sein. Diese Einrichtungen
sind in dem bestehenden Betriebsgebäude nicht gegeben und aufgrund der
gegebenen Platzverhältnisse auch nicht ohne weiteres nachrüstbar. Daher ist
vorgesehen, das Betriebsgebäude aufzustocken. In dieser Etage kann dann ein
Aufenthaltsraum mit Besprechungstisch, die sanitären Bereiche, zusätzlicher
Lagerraum, sowie ein Archiv untergebracht werden. Die vorgesehen Planung wurde
zwischenzeitlich mit dem Amt für Arbeitsschutz abgestimmt und die
grundsätzliche Erfordernis der vorgesehen Planung bestätigt.
Ebenso
ist das Labor nicht den Erfordernissen entsprechend, es soll vergrößert und
modernisiert werden.
9. Lagerraum
Die
räumlichen Gegebenheiten zur organisierten Lagerhaltung sind auf der Kläranlage
Billerbeck sehr beschränkt. Zur Zeit wird lediglich ein Bereich innerhalb des
Pressengebäudes als provisorisches Lager benutzt. Um eine, der Größe der
Kläranlage entsprechende, notwendige Lagerhaltung betreiben zu können, ist
geplant neuen Lagerraum zu schaffen. Es ist vorgesehen, in das bestehende
Entwässerungsgebäude eine Zwischendecke in Form einer verzinkten
Stahlkonstruktion einzubauen. Der obere Bereich kann dann als Lager
eingerichtet werden, während im unteren Bereich Werkstattraum zur Verfügung steht.
10. Garage
Zur
geordneten Unterbringung der Fahrzeuge und Anhänger ist vorgesehen als Anbau an
das Entwässerungsgebäude eine Doppelgarage anzubauen.
11. Elektro- und Steuerungstechnik
Die
wesentlichen Bestandteile der Elektrotechnischen Ausrüstung der Kläranlage
stammen aus 1982. Sie entspricht nicht den Anforderungen der DIN VDE 0100;
0113; 0660; 0101 VGB 4 sowie den Unfallverhütungsvorschriften BGV A 2. Die
Komponenten der elektrotechnischen Ausrüstung wurden in der Vergangenheit nachgerüstet und ein zusammenhängendes
Konzept ist nicht mehr erkennbar. Sie stellt in dieser Art ein
Sicherheitsrisiko dar, weil die Struktur nicht mehr nachvollziehbar ist! Im Übrigen
umfangreiche Komponenten (Schütze, Relais, etc.) aufgrund der Alterung in
nächster Zeit sowieso auszutauschen.
Zur
langfristigen Betriebssicherheit der Kläranlage Billerbeck ist vorgesehen, die
komplette Elektrotechnik dem Stand der Technik anzupassen. Bestehend aus:
-
Erneuerung der gesamten MSR- und Automatisierungstechnik
(auch wg. Verfahrenstechnik nötig)
-
Wechsel des Automatisierungssystems auf Industrie Standard
- Integration der externen abwassertechnischen Anlagen
in das Prozessleitsystem der
12. Rohrleitungsnetz
Das Rohrleitungsnetz ist entsprechend der neu zu errichtenden
Anlagenteile zu erweitern.
13. Straße und Wege
Erweiterung
des vorhandenen Straßen- und Wegenetzes zur Erreichung der neuen Anlagenteile,
sowie die erforderlichen gärtnerischen Arbeiten.
14. Abriss
Voreindicker
Der außer Betrieb
befindliche Voreindicker wird zur Schaffung einer Zufahrt zum
Trübwasserbehälter abgerissen. Er war in der Vergangenheit schon außer Betrieb.
Es
entstehen folgende Kosten:
Anlagenteile |
Sanierung |
Kosten in
€
|
Einlaufpumpwerk |
Lageraustausch an den
Schnecken Schnecken- und
Betonsanierung |
30.000,00 |
Rechenanlage |
Neues
Rechengerinne 2
Filterstufenrechen 3,0 mm Stababstand |
10.000,00 42.000,00 |
Rechengutwäsche |
Rechengutwaschpresse |
26.000,00 |
Sandklassierer |
Sand- Wasser- Rinne am
Sandfang Sandwaschklassierer |
15.000,00 20.000,00 |
BB- Kaskaden |
Erneuerung Kaskadenwände Rezirkulationspumpen und Rührwerke |
65.000,00 55.000,00 |
BB- Gebläse |
Überprüfung und
Instandsetzung |
7.500,00 |
Belüfter |
Erneuerung Belüfter Rohrleitungen |
105.000,00 20.000,00 |
Nachklärbecken |
Regeltechnik und Pumpen |
45.000,00 |
Messeinrichtungen |
NH4- N Messung
und Schlammspiegelmessung |
32.000,00 |
Stapelbehälter |
Stapelbehälter 1.500 m³ |
85.000,00 |
Betriebsgebäude |
Gebäudeaufstockung Schaffung von Schwarz-
Weißräumen Aufenthaltsraum Labor Archiv |
230.000,00 |
Zwischenbau |
Lagerraum für Ersatzteile,
Schmierstoffe, Pumpen etc., Werkstattraum |
35.000,00 |
Garage |
|
45.000,00 |
E.- und Steuerungstechnik |
Erneuerung MSR- und
Automatisierungstechnik Automatisierungssystem auf
Industrie Standart Integration externer
Abwassertechnischer Anlagen in das Prozessleitsystem |
576.000,00 |
Gasfackel |
Erweiterung bzw. Erneuerung |
15.000,00 |
Voreindicker |
Abriss |
5.000,00 |
Infrastruktur |
Wegebau Zaunanlage Grünanlagen |
15.000,00 |
Baunebenkosten |
Planungs- und
Genehmigungskosten |
270.000,00 |
Abluftbehandlung (Option) |
Abdeckung Einlaufbereich,
Sandfang, Stapelbehälter 2 Biofilter |
|
Summe |
|
1.748.500,00 |
Aus Sicht der Werkleitung ist das vorgestellte Konzept nötig um den Erfordernissen zukünftig gerecht zu werden. Es wird damit der vorliegende Investitionsstau der letzten 5-7 Jahre abgebaut.
Nach diesseitigen Berechnungen auf der Grundlage der vorgestellten Kosten wird eine Anhebung der Schmutzwassergebühr von rd. 20 Cent in 2 Jahren mit der Umsetzung des Konzeptes verbunden sein. Die Baumaßnahmen sind in 2006 und 2007 geplant, so das für 2007 eine Anhebung von 10 Cent und für 2008 ebenfalls anstehen würde.
Die mit der Planung beauftragte Ges. für Abwasserklärung, Nordhorn wird das Konzept anhand von Plänen in der Sitzung erläutern.
Rainer Hein Marion Dirks
Werkleiter Bürgermeisterin
Bezug:
Höhe der tatsächl./voraussichtlichen Kosten: rd. 1.000.000,- € in 2006 rd. 1.000.000,- € in 2007
Finanzierung durch Mittel bei der HHSt.: 9700.0.96400
Über-/außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von Euro: --
Finanzierungs-/Deckungsvorschlag: --