Betreff
Antrag der CDU-Fraktion vom 18. Nov. 2012 zur Beckenabdeckung für das Freibad unter Einbeziehung der Ergebnisse der Badesaison 2013
Vorlage
FBPB/860/2013
Art
Sitzungsvorlage

 Beschlussvorschlag:                    Beschlussvorschlag für den Rat:

 

Eine Beckenabdeckung für das Freibad wird zurzeit nicht weiter verfolgt. Unter Berücksichtigung der Entwicklung der Energiepreise ist das Thema in den nächsten Jahren erneut zu betrachten.

 

 


Sachverhalt:

 

Die Badesaison 2013 war in Billerbeck überdurchschnittlich lang. Trotz der schlechten Witterung wurde bereits am 9. Mai geöffnet. Die Saison dauerte dann bis zum 14. September und umfasste insgesamt 129 Badetage.

Die Zahl der Besucher lag mit 50.201 nochmals weit über dem bereits guten Vorjahreswert. (siehe Anlage)

 

Die Witterung in dieser Saison war sehr unterschiedlich. Insbesondere im Mai bis in den Juni hinein lagen die Tageshöchsttemperaturen oft nur um die 15°. Die Nachttemperaturen lagen oft unter 10°, am 24. Mai wurden morgens nur 2,1° gemessen.

 

Entsprechend verteilen sich auch die Besucherzahlen. Im Mai haben nur 3.105 Personen das Bad aufgesucht, also im Tagesschnitt nur 135 Personen. Im Juni kamen 10.188 Personen, im Juli 21.059, im August 11.768 und im September noch 3.681 Personen.

 

Die Gesamteinnahmen betrugen laut der beigefügten Anlage 55.084,00 € für die Freibadsaison 2013.

 

Die Wassertemperaturen wurden wie folgt festgestellt:

 

Wassertemperaturen 2013

 

 

21 – 22°

22 – 23°

23 – 24°

über 24°

Wassertemperatur morgens

10 Tage

35 Tage

48 Tage

35 Tage

Wassertemperatur abends

  3 Tage

19 Tage

34 Tage

72 Tage

 

Zum Vergleich nochmals die Werte der Vorjahre:

 

Wassertemperaturen 2012

 

 

21 – 22°

22 – 23°

23 – 24°

über 24°

Wassertemperatur morgens

60 Tage

25 Tage

14 Tage

25 Tage

Wassertemperatur abends

38 Tage

27 Tage

20 Tage

39 Tage

 

Wassertemperaturen 2011

 

 

21 – 22°

22 – 23°

23 – 24°

über 24°

Wassertemperatur morgens

65 Tage

31 Tage

12 Tage

17 Tage

Wassertemperatur abends

37 Tage

41 Tage

22 Tage

25 Tage

 

 

Das beschlossene Ziel, immer eine Wassertemperatur von 23° zu gewährleisten, konnte nicht erreicht werden. Aufgrund der niedrigen Lufttemperaturen und der nicht gegebenen Sonneneinstrahlung für die Solaranlage, war die Gasheizung zeitweise nicht in der Lage, die Temperatur von 23° sicherzustellen. Bei den Werten zwischen 22 und 23° lagen jedoch häufig die gemessenen Werte im oberen Bereich, sodass das Ziel doch nur an relativ wenigen Tagen verfehlt wurde.

 

Der Gas-Verbrauch lag in dieser Saison bei rd. 284.000 kWh.

Die Vergleichswerte der Vorjahre lagen bei:

2009   301.000 kWh (23°)

2010   313.000 kWh (23°)

2011   158.000 kWh (21°)

2012   146.000 kWh (21°)

 

Von den 284.000 kWh entfielen auf

Mai 2013                    ca. 128.000 kWh

Juni 2013                   ca.   61.000 kWh

Juli 2013                    ca.   16.000 kWh

August 2013              ca.   34.000 kWh

September 2013       ca.   45.000 kWh

 

Hieraus ergeben sich Heizkosten in Höhe von rd. 13.600,- Euro (netto).

Von dem Gasverbrauch entfällt ein Anteil in Höhe von ca. 22.000 kWh für die Duschwassererwärmung, sodass für die Beckenwassererwärmung ca. 262.000 kWh Gas und damit rd. 12.500,- Euro (netto) aufgewendet werden mussten. Der Gaspreis für die Jahre 2014 und 2015 steht bereits fest und wird geringfügig unter dem Wert für 2013 liegen.

 

Entsprechend den Vorgaben aus den früheren Beratungen wurden verwaltungsseitig Ermittlungen bezüglich einer Beckenabdeckung durchgeführt. Insbesondere wurden Ortstermine mit einem Anbieter für Beckenabdeckungen sowie mit der nunmehr zuständigen Mitarbeiterin der Denkmalpflege durchgeführt.

Eine Abdeckung des Hauptbeckens könnte so aussehen, dass jeweils an den Querseiten eine Wickelvorrichtung für die halbe Beckenbreite vorgesehen wird. Hierdurch kann die Abdeckung des Hauptbeckens vollständig erfolgen und der Eingriff in die Substanz ist die geringstmögliche. Erforderlich ist jedoch, dass beim Einstieg in das Nichtschwimmerbecken das Geländer verkürzt wird und auf der anderen Seite drei Startblöcke entfernt und durch steckbare Startblöcke ersetzt werden. Die Wickelvorrichtungen würden dann in die Grünanlagen eingebaut und eingehaust. Für die Abdeckung würden sie jeweils auf Schienen an das Becken gefahren und später dann zurück in ihre Einhausung. Für die Abdeckung des Springerbereiches könnte eine verfahrbare Wickelvorrichtung vorgesehen werden, für die ein Stellplatz geschaffen werden muss. Da das Becken um den Springerbereich durch Absperrungen gesichert ist, müssen diese herausnehmbar umgebaut werden. Auch muss eine Einstiegleiter abnehmbar umgebaut werden.

Diese Lösung wurde mit der Denkmalpflege besprochen. Von dort kann nun mit einer Benehmensherstellung gerechnet werden.

Die früher einmal angesprochene versenkbare Lösung würde aufgrund der um das Becken herum liegenden Leitungen technisch schwierig und unbezahlbar sein. Diese Lösung wurde daher nach intensiver Erörterung vor Ort nicht weiter betrachtet.

 

Die Kosten für die vorstehend dargestellte Lösung wurden vom Anbieter berechnet. Nach dem vorliegenden Angebot sollen die Wickelvorrichtungen mit der Abdeckfolie, Windsicherungen und Auszugsvorrichtungen für die beiden großen Wickelvorrichtungen 68.590,- Euro (netto) kosten. Die bauseitigen Maßnahmen (Fundamente, Einhausungen für die Wickelvorrichtungen, Elektroanschlüsse, oben angesprochene Umbaumaßnahmen am Freibad, usw.) wurden verwaltungsseitig mit rd. 45.000,- Euro kalkuliert.

Zu berücksichtigen ist auch, dass die Abdeckung morgens entfernt und abends aufgebracht werden muss. Allein für die beiden großen Abdeckungen für das Hauptbecken werden seitens des Herstellers jeweils 7 Minuten für einen Wickelvorgang angesetzt. Bei den zwei Vorrichtungen, morgens und abends ergeben sich reine Laufzeiten von 28 Minuten. Hinzu kommt die Zeit, um die großen Wickelvorrichtungen an das Becken zu fahren, das Rüberbringen der Zugleinen von der anderen Seite, das Heranschieben/Wegfahren der mobilen Wickelvorrichtung an/von den/dem  Springerbereich, Herausnehmen/Einsetzen der Absperrungen und der Einstiegsleiter usw. Es muss davon ausgegangen werden, dass morgens und abends mindestens jeweils 25 Minuten erforderlich sein werden. In der warmen Sommerzeit kann allerdings auf die Abdeckung auch verzichtet werden. Wenn man davon ausgeht, dass eine Abdeckung nur erfolgen soll, wenn zu erwarten ist, dass ansonsten die Temperatur auf unter 23° abfällt, dann wäre in diesem Jahr das Becken voraussichtlich an ca. 55 Tagen abgedeckt worden.

 

Eine Schätzung der jährlichen Kosten könnte wie folgt aussehen:

Abschreibung der baulichen Maßnahmen, Einhausung und

auch der Wickelvorrichtungen über 30 Jahre

83.590,- Euro : 30 Jahre =                                                                           2.786,- Euro

Abschreibung der Folie mit Windsicherung

30.000,- Euro : 15 Jahre =                                                                           2.000,- Euro

Arbeitszeit zur Beckenabdeckung

55 Tage x 50 Minuten x 27,63 Euro (Stundensatz lt. KGSt)         =                     1.266,- Euro

Wartung, Strom, Reparaturen, pauschal                                                       500,- Euro

Verzinsung des eingesetzten Kapitals, Ansatz von nur 2 %, anfänglich 2.271,- Euro

 

Es ergeben sich jährlich Gesamtkosten von ca.                                       8.823,- Euro

 

Bezüglich der Personalkosten wären ggf. Einsparungen zu erzielen, wenn zumindest an den Tagen mit Frühschwimmen der Förderverein die Aufgabe der Becken-Abdeckung übernehmen würde oder günstiger gewährleisten könnte. Auch kann ggf. der Stundensatz geringer angenommen werden, da in dem KGSt-Satz auch Overhead-Kosten enthalten sind.

 

Die Frage, welche Einsparungen zu erzielen sein werden, lässt sich äußerst schwierig beantworten. Es wurde versucht, einen Vergleich mit Havixbeck herbeizuführen, wo seit Mitte der Badesaison 2012 eine Beckenabdeckung eingesetzt wird. Ähnlich wie in Billerbeck wurden auch in Havixbeck in den früheren Jahren durchschnittlich ca. 300.000 kWh Gas verbraucht. In diesem Jahr, in dem die Abdeckung erstmals über die gesamte Saison genutzt wurde, lag der Verbrauch in Havixbeck bei rd. 124.000 kWh. Allerdings muss in diesem Jahr berücksichtigt werden, dass Havixbeck erst sehr spät das Freibad geöffnet hat, nämlich am 9. Juni und damit nur eine Badesaison von 99 Tagen hatte. Bezogen auf den gleichen Zeitraum belief sich der Verbrauch in Billerbeck auf rd. 135.000 kWh. Dieser vergleichsweise sehr günstige Verbrauch in Billerbeck (ohne Beckenabdeckung) dürfte darauf zurückzuführen sein, dass wir eine deutlich größere Absorberanlage vorhalten, die in dem betrachteten Zeitraum einen hohen Ertrag zugesteuert hat. Ein Schluss kann daher aus diesem Vergleich nicht gezogen werden. Nach Einschätzung der Gemeinde Havixbeck dürfte der Einspareffekt durch die Abdeckung bei 50 bis max. 60 % liegen.

Auch im Rahmen der Beratung im Ausschuss, in dem erstmalig intensiv über die Beckenabdeckung beraten wurde, hatte Herr Blenke vom Fachbüro den Einspareffekt durch die Abdeckung mit 50 % angegeben.

 

Geht man von den oben ermittelten Gaskosten (ohne Duschwassererwärmung) in Höhe von 12.500,- Euro aus, könnten damit Einsparungen in Höhe von 6.250,- (50 %) bis 7.500,- Euro (60 %) erzielbar sein.

 

Aus Sicht der Verwaltung wurden die oben angenommenen jährlichen Kosten eher gering kalkuliert. Wie lange hält die Folie? Der Anbieter sagt, dass es auch schon über 20 Jahre alte Folien gibt. Von anderer Seite werden Haltbarkeitszeiten von 10 bis 13 Jahre genannt. Wenn mal eine größere Reparatur anfallen sollte, dann können die jährlich angenommenen 500,- Euro auch schon durch die Anfahrt annähernd aufgezehrt sein. Die Verzinsung von 2 % ist sehr wohlwollend angenommen. Allerdings verringert sich auch von Jahr zu Jahr der zu verzinsende Restwert.

 

Im Ergebnis wird sich die Abdeckung aus heutiger Sicht bei den für die nächsten beiden Jahre festen Gaspreisen nicht rechnen. In Zukunft könnte sich das je nach Entwicklung der Energiepreise ändern.

Andererseits muss auch berücksichtigt werden, dass es Wille der Stadt Billerbeck ist, auf ein energieautarkes Billerbeck hinzuarbeiten. Ein Einsparpotenzial von über 130.000 kWh Gas ist nicht unbeachtlich.

In der Gesamtbetrachtung sollte allerdings auch nochmals überlegt werden, ab wann das Freibad geöffnet werden soll. Vom Grundsatz her wurde am 21. Juni 2011 durch den Schul- und Sportausschuss beschlossen, dass die Freibadöffnung im Frühjahr erst dann erfolgt, wenn beständiges Wetter mit Temperaturen über 20° zu verzeichnen ist. Wäre in diesem Jahr –wie in Havixbeck- auch in Billerbeck so verfahren worden, wäre der Gas-Verbrauch über 50 % geringer gewesen.

 

Bei den derzeitigen Rahmenbedingungen muss verwaltungsseitig vorgeschlagen werden, von einer Beckenabdeckung zunächst abzusehen. Die Entwicklung der Energiepreise sollte jedoch beobachtet werden und das Thema ggf. zu gegebener Zeit neu betrachtet werden.

 

i. A.

 

 

 

Gerd Mollenhauer                                                     Marion Dirks

Fachbereichsleiter                                                    Bürgermeisterin

 

 


Bezug:     Schul- und Sportausschüsse vom 21. Juni 2011, TOP 1 ö. S., vom 20. Nov. 2012, TOP 1 ö. S. und 26. Febr. 2013, TOP 3 ö. S.

 

 

Höhe der tatsächl./voraussichtlichen Kosten:                                                                 

 

Finanzierung durch Mittel bei der HHSt.:                                                                       

Über-/außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von Euro:                                                     

Finanzierungs-/Deckungsvorschlag:                                                                                 


 


Anlagen:

Aufstellung über die Einnahmen für die Freibadsaison 2013

Aufstellung über die Zahl der Badegäste in der Freibadsaison 2013