Betreff
Teilnahme am Leader-Wettbewerbsverfahren mit der Leader-Region Baumberge für die Förderperiode 2014 - 2020
Vorlage
FBPB/893/2014
Art
Sitzungsvorlage

 Beschlussvorschlag für den Rat:

Der Rat der Stadt Billerbeck beschließt, sich gemeinsam mit den Stadt Coesfeld sowie den Gemeinden Havixbeck, Rosendahl und Nottuln erneut als LEADER Region "Baumberge" in der Förderperiode 2014 - 2020 zu bewerben.

Die Mittel für die anteiligen Bewerbungskosten in Höhe von ca. 3.000,00 € werden bereitgestellt.

 


Sachverhalt:

 

Die LEADER-Region „Baumberge“ ist ein Zusammenschluss der Orte Billerbeck, Coesfeld, Havixbeck, Nottuln und Rosendahl. Das Land NRW hat diesen Raum als eine von 12 Regionen in NRW ausgewählt, um in den Jahren 2007-2013 bürgernahe Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes umzusetzen. Die Europäische Union stellte der Region hierfür zunächst 1,6 Millionen Euro Förderung zur Verfügung. Aufgrund der großen Nachfrage nach LEADER-Mitteln konnte dieser Betrag zwischenzeitlich auf fast 1,7 Millionen Euro aufgestockt werden.

 

Im Rahmen dieses LEADER-Prozesses wurden in den vergangenen Jahren dadurch zahlreiche Projekte in der Region umgesetzt. Beispielhaft seien hier das am touristischen Markt stark nachgefragte Projekt „Natur-Tourismus in den Baumbergen“, der Berkelspaziergang, der durch hohes ehrenamtliches Engagement umgesetzte „Generationenpark Bahnhof Darfeld“ oder das Kooperationsprojekt „RadBahn Münsterland“ genannt, welches die Region Baumberge mit anderen Regionen touristisch vernetzt. Diese Projekte hätten, wie auch z.B. die Vorhaben „Wohnmobilstellplätze in Billerbeck und Havixbeck“, „Historischer Stadtrundgang in Billerbeck“ oder die „Drei Linden Höhe in Coesfeld, ohne LEADER-Förderung nicht realisiert werden können.

 

Neben den unmittelbaren Leader-Projekten, die aus dem zur Verfügung gestellten Budget in Höhe von 1,7 Mio. Euro finanziert wurden, profitierte Billerbeck in den vergangenen Jahren im besonderen Maße durch die bevorzugte Förderung weiterer Projekte und durch erhöhte Fördersätze.

 

So wurden in Billerbeck die Bahnhofstraße mit Dorferneuerungsmitteln neu ausgebaut, die Fassade der Alten Landwirtschaftsschule wurde umfassend saniert, ebenso die Putz- und Klinkerfassade des Rathauses und aktuell wird mit dem Neuausbau der Ludgeristraße begonnen. Wenn überhaupt eine Förderung ohne den Leader-Status hätte erreicht werden können, wäre der Fördersatz deutlich geringer gewesen. Zuletzt betrug z. B. der Fördersatz für Leader-Regionen 60 %, für ILEK-Regionen 50 % und für sonstige Kommunen 40 % (jeweils von den Nettokosten).

Da die neuen Leader-Regionen erst im kommenden Jahr feststehen werden, wird Billerbeck voraussichtlich auch noch die Fassaden- und Dachsanierung des alten Ludgerischulgebäudes nach den alten Bedingungen gefördert bekommen.

Besondere Vorteile erlangten Privatpersonen, die ebenfalls Förderungen für ihre Denkmäler oder das Kulturlandschaftsbild prägende Gebäude erhalten haben. Während zu Beginn der Förderperiode eine Förderung solcher Objekte ohne den Leader-Status überhaupt nicht gewährt wurde, wäre zuletzt eine Förderung auch ohne Leader-Status möglich gewesen, jedoch mit einem von 40 auf 30 % reduzierten Fördersatz. Nachdem sich die Denkmalförderung immer weiter zurückzieht, sind die Mittel aus der Dorferneuerung ein wesentlicher Baustein geworden, die alte Substanz zu erhalten. In Billerbeck allein wurden von 2008 bis 2011 11 Objekte gefördert mit einem Bewilligungsvolumen von 192.694,- Euro. Zwei weitere Anträge wurden noch gestellt. Hier ist offen, ob noch eine Bewilligung nach den alten Vorgaben erfolgen kann.

Hinzuweisen ist auf die prioritäre Förderung von Leader-Regionen. Wie wir in Billerbeck selber erfahren mussten, wurde die Förderung der Ludgeristraße und der Ludgerischule wegen fehlender Fördermittel aufgeschoben. Ohne den Leader-Status wäre eine Förderung wahrscheinlich nicht mehr erfolgt.

 

Auch wenn der barrierefreie Innenstadtumbau in Billerbeck über die Städtebauförderung bezuschusst wird, so geht doch auch das gesamte Thema der Barrierefreiheit in Billerbeck und den anderen Baumbergekommunen auf das aufgestellte ILEK und die damalige Leader-Bewerbung zurück. Dieses ist auch im Städtebaulichen Entwicklungskonzept so dargelegt und begünstigte aufgrund des durchgeführten regionalen Beteiligungsprozesses die Anerkennung des Konzeptes.

 

Auch im Falle einer erneuten erfolgreichen Bewerbung der Leader-Region Baumberge wären noch mehrere Maßnahmen denkbar, die über die Dorferneuerungsmittel gefördert werden könnten, z. B. das inzwischen über 120 Jahre alte Rathausdach oder das Dach der OGS. Auch von privater Seite sind bereits Maßnahmen bekannt, auf die die Eigentümer bauen, um ihre historische Bausubstanz erhalten zu können.

 

LEADER ist somit ein ausgezeichnetes Förderinstrument für Regionen im ländlichen Raum, für deren Projektideen abseits der „Mainstream-Förderung“ keine Fördermittel zur Verfügung stünden. Zudem bietet das Programm den LEADER-Regionen einen bevorzugten Zugang zu Fördertöpfen wie z.B. der Dorferneuerung. Lokal verortete LEADER-Projekte wie z.B. „Alter Hof Schoppmann“ in Nottuln tragen ferner dazu bei, die Region mit ihren Kommunen in weiteren Strukturprozessen wie z.B. der Regionale 2016 zu platzieren und auf die politische Landkarte zu setzen. Dies ermöglicht der Region dann auch wieder weitere Möglichkeiten, sich in Düsseldorf und darüber hinaus einen Namen zu machen, wie die erst kürzlich erfolgte Messebeteiligung auf der Internationalen Grünen Woche 2014 in Berlin veranschaulichte. Dort zeigte sich z.B. durch den Besuch des Messestandes der NRW-Umweltminister Johannes Remmel sehr begeistert über die Arbeit der LEADER-Regionen in NRW und im Münsterland.

 

Auch in der neuen Förderperiode können die LEADER Regionen bei Maßnahmen der integrierten ländlichen Entwicklung z. B. Dorferneuerung, Bodenordnung, besonders auch innovativer Projekte sowie des Regionalmanagements mit einer prioritären Förderung sowie mit den höheren Zuschusssätzen rechnen.

 

In der abgelaufenen Förderperiode hatte das Land NRW keinen eigenen Beitrag zur öffentlichen Kofinanzierung geleistet. Die Kofinanzierung musste darum von den beteiligten Kommunen oder anderen Institutionen erbracht werden, die europarechtlich als Kofinanzierer anerkannt werden konnten. Dies waren insbesondere Sparkassen und die NRW Stiftung. Die fehlende öffentliche Kofinanzierung durch das Land hat in der vergangenen Förderperiode bei verschiedenen Projekten die Finanzierung insgesamt erschwert, aber nicht dazu geführt, dass geplante Projekte nicht umgesetzt werden konnten.

 

In der kommenden Förderperiode soll es nach dem heutigen Stand folgende für die Region relevante Änderungen bei der LEADER Förderung gegenüber der abgelaufenen Förderperiode geben:

 

          Erhöhung der Anzahl der LEADER Regionen auf ca. 22, eventuell auch mehr, landesweit,  um den LEADER Ansatz möglichst breit im ländlichen Raum zu etablieren.

          Die LEADER Regionen sollen zukünftig in 3 bis 4 Größenklassen eingeteilt werden. Die regionalen LEADER-Budgets werden - abhängig von der Regionsgröße - mindestens 1,5 Mio. € für sog. kleinere Regionen betragen. Die Höhe des Budgets für größere Regionen, wie die Baumberge, und die Budgetobergrenze stehen noch nicht fest.

          Einsatz von Landesmitteln, 12 Mio. €, insbesondere zur Erfüllung der öffentlichen Kofinanzierungsverpflichtung bei Projekten in privater Trägerschaft. Dies ist die wesentlichste Veränderung gegenüber der aktuellen Förderperiode, weil dadurch auch die Kofinanzierung durch Dritte ermöglicht wird.

          Kernstädte die kleiner sind als 30.000 EW können in einer LEADER Region liegen.

          Thematische Schwerpunkte des Landesprogramms sollen, entsprechend der europäischen Strategie insbesondere folgende sein:

Ø  Pflichtfeld Prävention und Armutsbekämpfung (mind. 5% des Mittelvolumens), d. h.

·         früh und frühzeitig Kinder, Jugendliche und deren Familien erreichen und ihre Alltags- bzw. Erziehungskompetenzen stärken,

·         Beiträge leisten, um bei Jugendlichen Begegnungen, Beteiligungen, sportliche Betätigungen sowie kulturelle Bildungsangebote niederschwellig zu ermöglichen.

Ø  Auseinandersetzung mit den Folgen des demographischen Wandels,

Ø  ärztliche Versorgung im ländlichen Raum,

Ø  Tourismus,

Ø  neue Formen der Mobilität,

Ø  Naturschutz,

Ø  Energiewende und

Ø  Förderung des Ehrenamtes, d. h. die Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement verbessern und die Kooperation von Haupt- und Ehrenamt vor allem in generationsübergreifenden Zusammenhängen stärken

 

Geplant ist, das Landesprogramm im Sommer 2014 der EU-Kommission zur Genehmigung vorzulegen. Der Wettbewerbsaufruf soll im Frühherbst erfolgen, denn auch in der kommenden Förderperiode wird die Zulassung der LEADER-Regionen im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens mit unabhängiger Jury erfolgen. Die neuen LEADER Regionen werden nach der Auswahlphase im Frühjahr 2015 bekannt gegeben.

 

Um nach dem Wettbewerbsaufruf handlungsfähig zu sein, sollte der Beschluss der Kommunen über die Bewerbung rechtzeitig gefasst werden, da ansonsten in der Neukonstitutionsphase der Räte und wegen der Ferien mit erheblichen Zeitverlusten zu rechnen ist.

 

Aufgrund des erfolgreichen Verlaufes der letzten LEADER Periode, hat das zuständige LEADER-Entscheidungsgremium der Region Baumberge, die „LAG-Kommission“, im November 2013 beschlossen, den Kommunen zu empfehlen, sich auch für die kommende Förderperiode als LEADER-Region zu bewerben.

 

Vorbereitend dazu erfolgt derzeit eine Evaluierung der bisherigen LEADER-Phase durch ein externes Büro. Mit der Evaluierung soll der Erfolg des bisherigen Prozesses mit den gesetzten Themen und den organisatorischen Abläufen überprüft werden. Die Ergebnisse sind an aktuellen Entwicklungen und Akteurskonstellationen zu spiegeln, um für eine zukünftige Ausrichtung der Region rechtzeitig die richtigen Impulse setzen zu können, Bisheriges neu zu überdenken und anzupassen oder fehlende Aspekte zu ergänzen. Die Evaluierung der Arbeit in der LEADER-Region „Baumberge“ soll die handelnden Akteure dabei in die Lage versetzen, die Organisation des LEADER-Prozesses, die Projekte und ihre Durchführung sowie die Zielkonformität des bisher Geleisteten mit der Entwicklungsstrategie zu reflektieren und zu bewerten. Die Ergebnisse dienen sowohl zur Motivation der Akteure im Sinne einer Erfolgsbilanzierung als auch zur Erkenntnis von Korrekturbedarfen. Durch dieses Verfahren vergewissert sich die Region, dass die Projekte im LEADER-Kontext eine positive und nachhaltige Wirkung haben. Im Idealfall entsteht durch diese Evaluierung eine Strategie für die Region für die kommenden Jahre.

 

Damit ist die Region dann bestens vorbereitet, wenn nach der Sommerpause 2014 der Wettbewerb-Aufruf des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums erfolgen wird.

 

Ziel ist es, bereits dann eine nahezu vollständige Bewerbung vorbereitet zu haben, die dann nur noch um aktuelle Themen und Anforderungen ergänzt werden muss. Bis zum Ende dieses Jahres soll dann feststehen, welche Regionen den Zuschlag für die nächste LEADER-Förderphase erhalten werden. Die Kosten für die neue Bewerbung können noch nicht beziffert werden; der Anteil pro Kommune wird jedoch auf maximal 3.000 Euro geschätzt.

 

Die anteiligen Kosten für die einzelnen Kommunen für den weiteren LEADER-Prozess können naturgemäß zum jetzigen Zeitpunkt nicht beziffert werden, da diese individuell projektbezogen anfallen werden. Über die Projektfinanzierung  hinaus ist bei erfolgreicher Bewerbung auch in der nächsten LEADER-Förderphase (Umsetzungszeitraum 2015-2022) der Einsatz eines Regionalmanagements für die Beratung und Begleitung von Projektträgern, der Umsetzung von Projekten, der Zusammenarbeit mit Behörden, der Öffentlichkeitsarbeit, der Geschäftsführung der LAG Baumberge etc. erforderlich. Dafür müssen aus der Erfahrung des jetzigen LEADER-Prozesses rd. 36.500 Euro/Jahr einkalkuliert werden. Bei einer LEADER-Förderung von 55 %, wie in der vergangenen Förderperiode; beträgt demnach die Finanzierung aus der Region 45 %; das sind 16.425 Euro/Jahr. Verteilt auf 5 Kommunen wären dies rd. 3.285 Euro/Kommune/Jahr.

 

Zusammengefasst lässt sich aus Sicht der Verwaltung feststellen, dass die auslaufende Leader-Periode der Region Baumberge und insbesondere Billerbeck große Vorteile gebracht hat und auch für die Zukunft bei einer erfolgreichen Neubewerbung großer Nutzen erwartet werden kann.

 

i.      A.

 

 

 

Gerd Mollenhauer                                                                 Marion Dirks

Fachbereichsleiter                                                               Bürgermeisterin


Bezug:     

 

 

Höhe der tatsächl./voraussichtlichen Kosten:                                             3.000,- Euro

 

Finanzierung durch Mittel bei Produktkonto                                        09010.53180000

Über-/außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von Euro:                                                

Finanzierungs-/Deckungsvorschlag: