Betreff
Betreuung und Integration von Flüchtlingen
Vorlage
FBS/0045/2016
Art
Sitzungsvorlage

 Beschlussvorschlag:                  Beschlussvorschlag für den Rat:

 

Der Bericht zur Betreuung und Integration von Flüchtlingen in Billerbeck wird zur Kenntnis genommen.


Sachverhalt:

 

Bekanntermaßen wurden der Stadt Billerbeck in den vergangenen Monaten viele Flüchtlinge zugewiesen. Insbesondere in den Sitzungen des Haupt- und Finanzausschusses wurde hierüber bereits informiert. Zur Zeit stellt sich die Situation so dar, dass aktuell insgesamt 273 Personen zu betreuen sind. Die Flüchtlinge kommen dabei aus insgesamt 24 unterschiedlichen Ländern und bringen somit  unterschiedliche Kulturen und Sprachen mit nach Billerbeck und haben darüber hinaus auch jeweils eine eigene und auch teilweise höchst dramatische Fluchtgeschichte erleben müssen. Im Vordergrund stand in den letzten Monaten sicherlich die besondere Schwierigkeit der Unterbringung in Billerbeck. Seitens der Stadt Billerbeck wird dabei eine dezentrale Unterbringung an mehreren Standorten verfolgt. Es  konnte dabei bisher auf den Bau eines weiteren großen Übergangsheimes verzichtet werden und eine Unterbringung in Turnhallen bzw. die Beschlagnahmung privaten und freistehenden Wohneigentums zur Vermeidung von Obdachlosigkeit war auch nicht notwendig.

Seit Ende Januar 2016 hat sich die Zuweisung von weiteren Flüchtlingen deutlich entschärft. So wurden seitdem nur 2 Personen zugewiesen. Innenminister Jäger machte deutlich, dass er auch für den Monat März 2016 hofft, keine Zuweisungen in die Kommunen vornehmen zu müssen, da der Flüchtlingsstrom insgesamt in den Wintermonaten erfahrungsgemäß zurückgeht und die Flüchtlinge, die Nordrhein-Westfalen erreichen, nur einigen Großstädten  zugewiesen werden, die im letzten Jahr ihr Aufnahmesoll nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) nicht erreicht haben. Aktuell bedeutet dieses eine kurzfristige Verschnaufpause in Sachen Unterkunft. Zukünftig wird aber sowohl von Seiten des Bundes als auch des Landes wieder von einer verstärkten Zuweisung ausgegangen. Vereinzelt wird dabei der Flüchtlingsstrom schon wieder in einem Ausmaß entsprechend dem Jahr 2015 prognostiziert.

 

Neben der Unterbringungsproblematik erhält bei dieser Flüchtlingskrise auch die Betreuung und Integration von Flüchtlingen eine besondere Bedeutung. Aus diesem Grunde hat sich im Laufe des letzten Jahres herausgestellt, dass es Sinn macht, ein Netzwerk Flüchtlingsarbeit zu gründen, in dem sich auch die vielen ehrenamtlich Tätigen einbinden können. Als Leitbild wurde dabei vereinbart, dass Wertschätzung den Flüchtlingen gegenüber erbracht wird, sie willkommen geheißen werden und für materielle und psychosoziale Unterstützung gesorgt wird. Ebenso sollen die Fähigkeiten von Flüchtlingen wahrgenommen werden, mit denen sie sich dann in das Gemeinschaftsleben in Billerbeck einbringen können. Als ganz wichtiger Aspekt ist dabei das Erlernen der deutschen Sprache zu nennen, damit die Integration in die Gesellschaft gelingen kann.

 

Am 28.10.2015 wurde daraufhin das Netzwerk Flüchtlingsarbeit Billerbeck in der Alten Landwirtschaftsschule unter Einbeziehung von rund 150 ehrenamtlich Tätigen und Interessierten gegründet. Die Leitung des Netzwerkes haben Frau Marion Dirks und Herr Andreas Geilmann übernommen. Sie fungieren gleichzeitig als Ansprechpartner für die Öffentlichkeit. Zur stadtweiten Vernetzung, Kooperation und Bündelung der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräfte haben sich daraufhin Arbeitsgruppen gebildet, die die Themenschwerpunkte „Willkommen und Alltag“, „Sprache und Kultur“, „Beschäftigung und Arbeit“ und „Spenden“ haben.

 

In der Arbeitsgruppe „Willkommen und Alltag“ (Leitung Frau Rebecca Wehling, DRK- Kreisverband Coesfeld e.V. und Martin Struffert, Stadt Billerbeck) wurden bisher sogenannte Erstbegleitungen am Ankunftstag der Flüchtlinge zur Unterkunft organisiert. Ebenso haben sich erste Kontakte von Ehrenamtlichen und Flüchtlingsfamilien ergeben, in denen sich um eine Alltagsbegleitung gekümmert wird. Für drei Gemeinschaftsunterkünfte wurden Hauspaten gefunden, die regelmäßig den Kontakt mit den Flüchtlingen halten. Darüber hinaus nehmen in dieser Gruppe Ehrenamtliche teil, die den Kontakt zu Verbänden herstellen. Aus der Arbeitsgruppe heraus wird sich auch eine Unterstützung für das Sozialbüro der Pfarrcaritas ergeben, welches gerade den Fahrdienst für Flüchtlinge zur Coesfelder Tafel aufbauen möchte. Darüber hinaus ist diese Gruppe für viele weitere Ideen offen. Manche Interessierte sind hier sicherlich noch nicht oder vielleicht nur wenig zum Einsatz gekommen, gleichwohl leisten sie allein durch ihre Interessenbekundung einen großen Beitrag, um das Thema Flüchtlinge positiv in Billerbeck zu begleiten.

 

Die Gruppe „Sprache und Kultur“ (Leitung Frau Renate Langenheder und Frau Maria Schlieker, Flüchtlingsinitiative „Hiergeblieben“) kümmert sich insbesondere um die Bereiche Sprache und Sprachkurse. So sind zur Zeit etwa 35 Sprachpaten im Einsatz. Sprachkurse werden aktuell in den Räumen des evangelischen Kirchenzentrums angeboten, aber auch in den Lernwelten Kirch und direkt in einer Gemeinschaftsunterkunft im Außenbereich. Darüber hinaus wird im ev. Kirchenzentrum der offene Treff angeboten. Hier gibt es die Möglichkeit zum Spielen und Erzählen, es werden aber auch Probleme der Flüchtlinge angesprochen. Ebenfalls können Flüchtlinge sich auch einfach nur hinsetzen, ausruhen und genießen. Eine Mutter-Kind-Gruppe, begleitet durch den DRK-Kreisverband  Coesfeld e.V., wird angeboten. Der Kooperationspartner Kinder-, Jugend- und Familienhilfe e.V., Billerbeck, kümmert sich im Rahmen der Schulsozialarbeit um die Hausaufgabenunterstützung der Flüchtlingskinder. In Ergänzung zum vorstehenden Sprachangebot konnte Ende 2015 durch eine voraussichtlich einmalige Sonderförderung der Agentur für Arbeit ein Intensivkurs für 40 Flüchtlinge über die Volkshochschule und die GEBA angeboten werden.

 

Die Netzwerkgruppe „Beschäftigung und Arbeit“ (Leitung Herr Martin Althoff,

IBP e.V., und Martin Struffert, Stadt Billerbeck) hat sich zum Ziel gesetzt, die Flüchtlinge in eine Beschäftigung oder Arbeit zu begleiten. Dabei kann es sich auch um die Vermittlung eines Praktikums oder einer Stelle im Bundesfreiwilligendienst handeln. Vielfach haben Flüchtlinge Kompetenzen und ungenutzte Potentiale. Es hat mittlerweile Kontakte zwischen den Ehrenamtlichen und einigen Flüchtlingen gegeben, in denen es in erster Linie darum ging herauszufinden, wer hat welche Interessen, Qualifikationen und Fortbildungsbedarfe. Insgesamt wurde aber auch festgestellt, dass sich der Weg in Arbeit aufgrund der unterschiedlichen Rechtsgebiete und ggfl. durch Einholung von Arbeitserlaubnissen schwierig gestaltet. Die Arbeitsgruppe wird sich weiter regelmäßig treffen.

 

Die Gruppe „Spenden“ (Leitung Frau Marion Dirks) hat sich zur Aufgabe gemacht, Geld- und Sachspenden aufzutun und diese weiter zu leiten. Wunsch ist ebenfalls die Gründung eines kleinen Sozial-Kaufhauses, in dem für wenig Geld gespendete Waren gekauft werden sollen, wobei sich hier nicht nur Flüchtlinge bedienen sollen, sondern alle Bürger. Große Möbel sollen allerdings nicht zum Sortiment gehören, da sich hier insbesondere das Caritas-Möbellager in Coesfeld bereits etabliert hat. Bis auf weiteres soll auch die Weitergabe von Fernseher, Fahrrädern und Schulmaterial nicht erfolgen, da sich hierum das Sozialbüro der Pfarrcaritas kümmert. Die entgeltliche Weiterleitung von Spenden macht hier auch Sinn, da nicht der Eindruck erweckt werden soll, dass in Deutschland jeder Flüchtling Spenden bekommt, sondern dass es Teil unseres Systems ist, für eine Leistung auch zahlen zu müssen. Genau hierfür gibt es im Übrigen auch öffentlich rechtliche Leistungen, die den Flüchtling in die Lage versetzen z.B. ergänzenden Hausrat selbst zu kaufen. Sehr positiv aufgenommen wurde die durchgeführte Weihnachtsaktion, womit ein wichtiger Beitrag zur Willkommenskultur geleistet worden ist. Die Gruppe Spenden hat darüber hinaus eine Seite bei Facebook eröffnet; die Statistik dort zeigt, dass viele Nutzer mit den Informationen  zu Spenden erreicht werden.

 

Zusammenfassend zum Netzwerk Flüchtlingsarbeit Billerbeck kann gesagt werden, dass sich die einzelnen Gruppen weiterhin treffen und sich auch entwickeln werden. Wichtig dabei ist, dass sich möglichst viele Billerbecker mit dem Netzwerk identifizieren und somit eine grundsätzlich positive Stimmung für Flüchtlinge in der Öffentlichkeit verbreiten.

Weiterhin geplant ist hier ebenfalls der Aufbau einer Homepage im Internet. Diese soll einen weiteren Beitrag zur Vernetzung leisten. Auch sollen regelmäßige Berichte über das ehrenamtliche Engagement erstellt werden, damit gute Erfahrungen stetig in die Öffentlichkeit getragen werden.

 

Frau Marion Dirks als Ansprechpartnerin für die Öffentlichkeit und Leitung des Gesamtnetzwerkes wird in der Sitzung weitere Fragen beantworten können.

 

 

Neben dem offiziellen Netzwerk Flüchtlingsarbeit gibt es in Billerbeck viele weitere Personen, die sich ehrenamtlich um die Betreuung und Integration kümmern. Hier beispielhaft genannt sind Nachbarschaften von Gemeinschaftsunterkünften oder ebenso Privatpersonen, die zum Beispiel ‚Karneval‘ erklären oder auch einfach nur mal so Spielzeug für Flüchtlingskinder abgeben und sich auf ein Gespräch einlassen.

 

Aber auch hauptamtlich wird die Betreuung und Integration in Billerbeck wahrgenommen. Neben den Mitarbeitern des FB Soziales kümmert sich seit Oktober 2015 auch Frau Rebecca Wehling, DKR-Kreisverband Coesfeld e.V., mit zunächst 10 Stunden pro Woche (ab Januar 2016 mit 30 Stunden pro Woche) um die soziale Betreuung. Dabei begleitet sie nicht nur die ehrenamtlichen Helfer bei ihrer Tätigkeit, sondern geht auch in die einzelnen Gemeinschaftsunterkünfte um zu erklären, helfen und vermitteln. Frau Wehling stellt mittlerweile auch den Kontakt zwischen Flüchtlingskindern und Schule sicher und kümmert sich im Bedarfsfall um die Vermittlung eines Kindergartenplatzes. Darüber hinaus begleitet sie Workshops (siehe nachstehenden Zeitungsbericht).

 

 

(Quelle: Billerbecker Anzeiger v. 3.03.2016)

 

 

Frau Wehling wird ihre tägliche Arbeit dem Ausschuss vorstellen. Da sie innerhalb des DRK-Kreisverbandes Coesfeld zukünftig jedoch eine andere Aufgabe wahrnehmen wird, kann die Situation genutzt werden, dass die Nachfolgerin, Frau Monika Robert, vorgestellt wird, die den Aufgabenbereich übernehmen wird.

 

 

 

 

Im Auftrag

 

 

 

 

Martin Struffert                                                                     Marion Dirks

Fachbereichsleiter                                                               Bürgermeisterin