hier: Beratung über die Erkenntnisse aus der Pestel Studie und dem Vortrag zum sozialen Wohnungsbau
Sachverhalt:
Wie bereits zur
Vorstellung der Pestel-Studie und dem Bericht zum Bedarf für den sozialen
Wohnungsbau ausgeführt, sollen mit diesen Erkenntnissen Überlegungen erfolgen wie
mit den Anforderungen an den Wohnbedarf der Zukunft umgegangen werden soll.
Als
Diskussionsgrundlage werden hier noch einmal wesentliche Parameter
zusammengefasst und Möglichkeiten der Kommune damit umzugehen aufgezeigt.
Beim Vortrag der
Pestel-Studie wurde deutlich gemacht, dass die zugrunde liegenden
Bevölkerungsentwicklungen sehr schwer zu prognostizieren sind. Eine Tendenz
scheint jedoch sicher: Der Anteil ältere Menschen steigt und diese müssen mit
geringeren Renten rechnen als die heutigen Ruheständler. Die Anzahl der
Erwerbstätigen sinkt. Die Anzahl junger Menschen sinkt und damit verbunden die
Anzahl von Fachkräften.
Die Anzahl
privater Haushalte ist dagegen schwieriger zu prognostizieren, da die
erheblichen Wohnflächensteigerungen pro Person der letzten 30 Jahre einhergingen
mit erheblichen Steigerungen des zur Verfügung stehenden Einkommens. Dies wird
sich voraussichtlich nicht in gleichem Maße fortsetzen. Jedoch lässt sich als
Schluss aus den erheblich gestiegenen Einpersonenhaushalten und dem steigenden
Anteil älterer Menschen bereits ein wesentlicher Schluss ziehen:
Es werden kleine
barrierefreie Mietwohnungen benötigt. Diese Wohnungen sollten in zentraler Lage
mit fußläufig erreichbarer Grundversorgung verortet werden.
Auf der anderen
Seite gibt es eine erhebliche Nachfrage nach Baugrundstücken für
Einfamilienhäuser. Die Aussage von Herrn Riedel, dass das freistehende
Einfamilienhaus auf der Wunschliste der jungen Familien ganz oben steht, kann
verwaltungsseitig aufgrund eigener Erfahrung über Jahrzehnte bestätigt werden.
Fachkräfte und
junge Familien sind das Rückgrat jeder Kommune. Ihre Zahl sinkt, daher möchte
jede Kommune ihre Ansiedlung im eigenen Ort unterstützen. Da diese in der Regel
in ihrer Ortswahl flexibler sind, spielen bei der Entscheidung verschiedene Aspekte
eine Rolle. Neben dem zur Verfügung stehenden Wohnungsangebot spielen hier
Kriterien wie Infrastruktur (Bahnanbindung, Kinderbetreuung, Naherholung,
kulturelle und sportliche Angebote) eine große Rolle.
Aufgrund der stark
gestiegenen Baupreise wird es jedoch immer schwieriger, trotz niedriger Zinsen,
das klassische Einfamilienhaus zu erreichen. Die Schaffung von Wohneigentum ist
jedoch ein wesentlicher Faktor zur Vorbeugung von Altersarmut und sollte daher
als wichtiger Aspekt betrachtet werden. Als Alternative zum Einfamilienhaus
sind für Familien auch Doppelhäuser oder ein Reihenhaus interessant. Diese
kommen auch eher für die heute wenig genutzte öffentliche Förderung des selbst
genutzten Wohneigentums in Frage.
Die Ausführung von
Herrn Riegel zu den gestiegenen Wohnflächen auch im Einfamilienhausbau deckt
sich mit den Eindrücken aus den Genehmigungsverfahren der letzten Jahre. Dabei
werden zwar immer mehr Einfamilienhäuser so gebaut, dass sie später zu zwei
separaten Wohneinheiten umgebaut werden können, dies ist jedoch noch nicht
Standard.
Die Ausführungen
von Herrn van Nerven zum sozialen Wohnungsbau gründen auch auf den
Erkenntnissen aus der Pestel-Studie. Wie in v. g. Studie ausgeführt, sollen bei
der Erneuerung der Wohnungen am Gantweger Kley/Brunnenweg vornehmlich kleinere
Wohnungen (unter 50 m²) errichtet werden. Bedarf wird für die Gruppe der
älteren Alleinstehenden und Familien mit mehreren Kindern gesehen. Der Bedarf
an mittelgroßen Wohnungen (insb. Dreipersonenhaushalte) wird als geringer
angesehen.
Die Senioren
sollten dabei in den zentralen Lagen nahegelegene Einkaufsmöglichkeiten
erreichen können. Das Neubaugebiet „Buschenkamp“ wird aufgrund der Lage als
ungünstig für diese Zielgruppe angesehen. Allerdings ergäbe sich hier die
Möglichkeit öffentlich geförderte Reihenhäuser für Familien zu errichten.
Zwar wurde bei der
Vorstellung der Pestel-Studie deutlich gemacht, dass Prognosen sehr schwierig
sind und mit erheblichen Unsicherheiten gerechnet werden müssen, da sich
Parameter plötzlich ändern können, dies sollte jedoch nicht zu einem Verschließen
der Augen vor möglich sinkenden Bevölkerungszahlen führen. Um als Kommune auch
dauerhaft attraktiv für junge Familien oder auswärtige Interessenten zu sein,
ist neben vielen weiteren Parametern das Wohnumfeld ein wesentlicher Punkt.
Um die Wohnungen
auch bei möglicherweise sinkenden Bevölkerungszahlen durch Zuzug belegen zu
können, sind der Erhalt der städtebaulichen Qualität neben den sonstigen
Kriterien ein wesentlicher Aspekt. Da Wohnimmobilien einmal gebaut i.d.R. über
80 Jahre an ihrem Standort genutzt werden, ist die Entwicklung in ihrem Umfeld
wesentlich für ihren Wohnwert und damit für ihren Werterhalt. Hier hat die
Stadtplanung unmittelbaren Einfluss. Eine Wohnbebauung sollte auch weiterhin
nicht um jeden Preis begünstigt werden. Nur mit entsprechender Qualität trägt
die Bebauung auch in Jahrzehnten noch zum Wert der Stadt bei. Hier ist von
allen Seiten ein dauerhafter Lernprozess erforderlich, um auf neue
Anforderungen reagieren zu können.
Die Beratung durch
den Gestaltungsbeirat bei Projekten in prägnanten Lagen und die Wahrung der
Maßstäblichkeit der Gebäude ist dabei ebenso wichtig wie auch ein Augenmerk auf
wohnungsbegleitende Einrichtungen zu legen (z.B. neben den erforderlichen
Stellplätzen auch abschließbare Fahrradgaragen).
Welche Schlüsse
sollten aus diesen Erkenntnissen gezogen werden und welche Wege sollten
weitergeführt werden, welche Weichen sollten neu gestellt werden kann? Dies
ist hier natürlich nicht abschließend
festzustellen und unterliegt dauernden Weiterentwicklungen. Plakativ seien hier
einige Maßnahmen aufgeführt:
Ø Bei der Verwertung städtischer Grundstücke in
zentralen Lagen ist zu prüfen ob die primäre Nutzung zur Schaffung günstigen
Wohnraums für kleinere Haushalte möglich ist.
Ø Förderung der Nachverdichtung bestehender
Wohngebiete im Rahmen der Bauleitplanung unter Berücksichtigung des Maßstabs
und der Struktur der vorhandenen Bebauung.
Ø Weiterhin attraktives Angebot an
Einfamilienhausgrundstücken vorhalten. Dies ist zur Ansiedlung der jungen Familien
das wichtigste Angebot. Jedoch sollten die Bauherren dazu angeregt werden ihr Haus
bereits für eine spätere Nutzung „zu zweit im Alter“ zu planen.
Ø Als Alternative zum Einfamilienhaus sollten im
Baugebiet „Buschenkamp“ aktiv Partner für Doppelhäuser vermittelt und Reihenhäuser
realisiert werden.
Ø Erhalt der städtebaulichen Qualität und
Weiterentwicklung der Wohnangebote
Aus den
Ausführungen wird verwaltungsseitig kein dezidierter Beschlussvorschlag
formuliert. In der Sitzung können natürlich auch Erörterungen und Ergänzungen
erfolgen. Die Formulierung wird verwaltungsseitig als Grundlage betrachtet, um
z. B. bei Grundstücksgeschäften oder anstehender Bauleitplanung
Beschlussvorschläge in die jeweils zuständigen Ausschüsse zu bringen.
i. A.
Michaela
Besecke Marion
Dirks
Sachbearbeiterin Bürgermeisterin