Sachverhalt:
Der Umwelt- und Denkmalausschuss hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, dass die Verwaltung einen textlichen Entwurf für ein Schild bzw. Inschrift zur weiteren Beratung vorlegt.
Der Entwurf lautet wie folgt:
Findlingsgruppe
(ehemaliges Schlageter-Denkmal)
Die Findlingsgruppe stammt von dem sogenannten Bonenjägerstein,(*1) einem gesprengten Granitblock aus der heutigen Bauernschaft Gerleve. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP im Jahre 1933 wurde die Findlingsgruppe durch die Nationalsozialisten am 26. Mai 1934 als "Schlageter-Denkmal" eingeweiht. (*2)
Albert Leo Schlageter (1894-1923) war Freikorpskämpfer und leitete u.a. einen Stoßtrupp für Sabotage gegen die französischen Besatzungstruppen während der Ruhrbesetzung im Januar 1923. Am 7. April wurde Schlageter in Essen verraten, verhaftet und am 26. Mai 1923 in Düsseldorf hingerichtet. (*3)
Die Nationalsozialisten vereinnahmten Schlageter, der 1922 in die NSDAP eingetreten war, als Märtyrer. Bei den üblichen örtlichen Aufmärschen und Fackelumzügen diente das Ehrenmal als Anlaufstelle. Im vorderen unteren Stein war der Schriftzug
ALBERT LEO
SCHLAGETER
eingemeißelt. (*4)
Nach dem Einzug der Alliierten am Karfreitag, 30. März 1945 und dem Ende der Nazidiktatur waren alle äußeren Zeichen und Symbole des sogenannten 3. Reiches verboten. Das Denkmal verlor seine ehemalige Bedeutung, blieb aber bis heute (2007) als „Schlageter-Denkmal“ im Volksmund erhalten.
Eine angedachte Umbenennung im Rahmen der Entnazifizierung in "Hermann-Löns-Denkmal" wurde wegen der umstrittenen Rolle Löns während der Nazizeit, er hatte das Lied „Gegen England fliegen wir“ komponiert, nicht verwirklicht. (*5)
Im Oktober 1953 wurde die Findlingsgruppe durch Anbringen des
Ausrufes:
LASST UNSERE
KRIEGSGEFANGENEN
FREI
in Form von Metallbuchstaben vom Verband der Kriegsheimkehrer und der Stadt zu einem Heimkehrertreffpunkt umgenutzt. (*6)
Nachdem die letzen beiden Billerbecker Kriegsgefangenen im Sommer 1955 aus russischer Kriegsgefangenschaft an dieser Stelle von offizieller Seite, den Familien, Nachbarn und Freunden empfangen wurden, hatte die Umnutzung ihren Sinn verloren. (*7)
Seit über 50 Jahren ist das ehemalige Schlageter-Denkmal in Vergessenheit geraten und der jüngeren Generation und zugezogenen Mitbewohnern als Solches nicht mehr bekannt.
Im Oktober 2006 initiierte die Ratsfraktion der B90/Grüne eine Umwidmung in ein
MAHNMAL GEGEN DAS VERGESSEN
Im Februar 2007 wurde daraufhin die Verwaltung beauftragt, einen textlichen Hinweis zur Historie an der Findlingsgruppe an zu bringen.
Entwurfsverfasser D.
Nagorsnik, Stadtarchiv Billerbeck im Februar 2007
Quellen: Stadtarchiv
Billerbeck, Onlinelexika Wikipedia
(*1) Stadtarchiv Billerbeck
(StAB)
Der Bonenjäger, Dr. Josef Kemper, Münster
1881
(*2) StAB: Verwaltungsberichte
des Amtes Billerbeck 1934
(*3) Onlinelexika
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlageter
(*4) StAB: Unverzeichnetes
Schriftgut, Bestand D
(*5) Mündliche
Überlieferung der Verlegertochter des BA,
Frau Irene Ilisch, Bahnhofstr. im Januar
2007 gegenüber dem Entwurfsverfasser
(*6) StAB, Bestand D91
(*7) StAB, Zeitungsbestand BA, 2. Halbjahr 1955
Aufgrund einer Anregung der Fraktion Bündnis90/Die Grünen hat die Verwaltung diesen vorstehenden Entwurf dem Historiker Matthias M. Ester aus Münster zur weiteren Prüfung zugeleitet. Die noch ausstehende Stellungnahme wird in der Sitzung vorgelegt.
Weitere Ausführungen erfolgen in der Sitzung.
I.A.
Hubertus
Messing Marion
Dirks
Fachbereichsleiter Bürgermeisterin