Betreff
Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vom 2.11.2006 hier: Umwidmung des "Schlageter Denkmals" zu einem "Mahnmal gegen das Vergessen"
Vorlage
FBZD/070/2007
Art
Sitzungsvorlage

 Beschlussvorschlag:                  Beschlussvorschlag für den Rat:

 

keiner


Sachverhalt:

 

Der Umwelt- und Denkmalausschuss hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, dass die Verwaltung einen textlichen Entwurf für ein Schild bzw. Inschrift zur weiteren Beratung vorlegt.

 

Der Entwurf lautet wie folgt:

 

Findlingsgruppe

(ehemaliges Schlageter-Denkmal)

 

Die Findlingsgruppe stammt von dem sogenannten Bonenjägerstein,(*1) einem gesprengten Granitblock aus der heutigen Bauernschaft Gerleve. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP im Jahre 1933 wurde die Findlingsgruppe durch die Nationalsozialisten am 26. Mai 1934 als "Schlageter-Denkmal" eingeweiht. (*2)

 

Albert Leo Schlageter (1894-1923) war Freikorpskämpfer und leitete u.a. einen Stoßtrupp für Sabotage gegen die französischen Besatzungstruppen während der Ruhrbesetzung im Januar 1923. Am 7. April wurde Schlageter in Essen verraten, verhaftet und am 26. Mai 1923 in Düsseldorf hingerichtet. (*3)

 

Die Nationalsozialisten vereinnahmten Schlageter, der 1922 in die NSDAP eingetreten war, als Märtyrer. Bei den üblichen örtlichen Aufmärschen und Fackelumzügen diente das Ehrenmal als Anlaufstelle. Im vorderen unteren Stein war der Schriftzug

 

ALBERT LEO

SCHLAGETER

eingemeißelt. (*4)

 

Nach dem Einzug der Alliierten am Karfreitag, 30. März 1945 und dem Ende der Nazidiktatur waren alle äußeren Zeichen und Symbole des sogenannten 3. Reiches verboten. Das Denkmal verlor seine ehemalige Bedeutung, blieb aber bis heute (2007) als „Schlageter-Denkmal“ im Volksmund erhalten.

 

Eine angedachte Umbenennung im Rahmen der Entnazifizierung in "Hermann-Löns-Denkmal" wurde wegen der umstrittenen Rolle Löns während der Nazizeit, er hatte das Lied „Gegen England fliegen wir“ komponiert, nicht verwirklicht. (*5)

 

Im Oktober 1953 wurde die Findlingsgruppe durch Anbringen des

Ausrufes:

LASST UNSERE

KRIEGSGEFANGENEN

FREI

in Form von Metallbuchstaben vom Verband der Kriegsheimkehrer und der Stadt zu einem Heimkehrertreffpunkt umgenutzt. (*6)

 

Nachdem die letzen beiden Billerbecker Kriegsgefangenen im Sommer 1955 aus russischer Kriegsgefangenschaft an dieser Stelle von offizieller Seite, den Familien, Nachbarn und Freunden empfangen wurden, hatte die Umnutzung ihren Sinn verloren. (*7)

 

Seit über 50 Jahren ist das ehemalige Schlageter-Denkmal in Vergessenheit geraten und der jüngeren Generation und zugezogenen Mitbewohnern als Solches nicht mehr bekannt.

 

Im Oktober 2006 initiierte die Ratsfraktion der B90/Grüne eine Umwidmung in ein

 

MAHNMAL GEGEN DAS VERGESSEN

 

Im Februar 2007 wurde daraufhin die Verwaltung beauftragt, einen textlichen Hinweis zur Historie an der Findlingsgruppe an zu bringen.

 

 

 

Entwurfsverfasser D. Nagorsnik, Stadtarchiv Billerbeck im Februar 2007

Quellen: Stadtarchiv Billerbeck, Onlinelexika Wikipedia

 

(*1) Stadtarchiv Billerbeck (StAB)

      Der Bonenjäger, Dr. Josef Kemper, Münster 1881

(*2) StAB: Verwaltungsberichte des Amtes Billerbeck 1934

(*3) Onlinelexika Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Schlageter

(*4) StAB: Unverzeichnetes Schriftgut, Bestand D

(*5) Mündliche Überlieferung der Verlegertochter des BA,

       Frau Irene Ilisch, Bahnhofstr. im Januar 2007 gegenüber dem Entwurfsverfasser

(*6) StAB, Bestand D91

(*7) StAB, Zeitungsbestand BA, 2. Halbjahr 1955

 

 

 

 

Aufgrund einer Anregung der Fraktion Bündnis90/Die Grünen hat die Verwaltung diesen vorstehenden Entwurf dem Historiker Matthias M. Ester aus Münster zur weiteren Prüfung zugeleitet. Die noch ausstehende Stellungnahme wird in der Sitzung vorgelegt.

 

Weitere Ausführungen erfolgen in der Sitzung.

 

 

 

I.A.

 

 

Hubertus Messing                                                   Marion Dirks

Fachbereichsleiter                                                   Bürgermeisterin


Bezug:      Sitzung des Umwelt- und Denkmalausschusses vom 6.02.2007,

                  TOP 3 ö.S.

 

 

Höhe der tatsächl./voraussichtlichen Kosten:                                                             

 

Finanzierung durch Mittel bei der HHSt.:                                                                      

Über-/außerplanmäßige Ausgabe in Höhe von Euro:                                                

Finanzierungs-/Deckungsvorschlag: